Gestern Abend wurde bekannt gegeben, dass wir bitte um halb 6 aufwachen sollen. Im Zelt fiel mir dann plötzlich ein, dass ich mir ohne Handy gar keinen Wecker stellen konnte und ließ eine Luke auf, um am nächsten Morgen um halb 6 von der Sonne geweckt zu werden. Der Plan ging auf. Alle wurden wach und nach einem sehr leckeren Frühstück am nebeligen Strand ging’s auch schon los. In den Zelten, bzw. Swags, wie die Australier sie nennen, konnten alle super schlafen. Das besondere an Swags: nur eine Person passt rein, sie sind super solide gebaut und eine Matratze liegt bereits drin – man fühlt sich tatsächlich sehr geborgen in einem solchen Zelt
Der Plan für heute: erst am Strand bis zum Hotel von der ersten Nacht fahren, dann ab in die Anden: das wohl beeindruckendste Gebirge, das ich wohl bisher sehen durfte – so viel schonmal vorweg.
Der Weg zwischen Wüste und Wasser verlief hoch und runter, durch weichen und harten Sand, über Geröll und Muschelberge. Heute war ich mit Basti und Jenni im Auto, was auch sehr lustig war! Besonders, weil wir uns über die kleinen Dinge freuen konnten, wie z.B. die tausenden Muscheln. Biologen sollten wir allerdings alle nicht werden. „Sind das da Seerobben? Nein, die können doch gar nicht klettern!“ und es waren eben doch Seerobben, die sich zusammen mit den Geiern die Felsen teilen. Eine absolut beeindruckende Szenerie, die einen Stopp wert war.
Stopps hat unser Auto übrigens einige mehr eingelegt. Da wir das absolute Schlusslicht des Konvoys waren, haben wir uns die Freiheit genommen, immer anzuhalten, wenn uns etwas gefiel… was ziemlich oft der Fall war. Hier eine unglaubliche Düne, da wieder faszinierende Muscheln, und sowieso diese kleinen, bunten Fischerboote auf dem Pazifik. Ab einem gewissen Punkt hat der „Chef“ unserer Fahrgruppe (die insgesamt 20 Autos sind in drei Gruppen eingeteilt) auch gar nicht mehr über Funk nachgefragt, wo wir denn bleiben. Irgendwann hatten wir allerdings einen Platten, den Dag gekonnt mit etwas Kautschuk flickte. Ein spitzer Stein hatte sich wohl die Seitenwand vorgenommen.
Der Ort, von dem ich die ganze Zeit spreche, ist übrigens der Paracas National Park, der als Reiseziel fast nur von Einheimischen angesteuert wird, die hier kontrolliert fischen gehen und Nationalfeiertage feiern. Leider war nach zwei Stunden diese Fahrt dann vorbei, wir mussten alle unsere Reifen wieder aufpumpen und es ging das letzte Stück hauptsächlich auf einer Straße weiter, bis zum Hotel. Hier gab es ein leckeres Buffet, das uns für die nächsten Stunden gestärkt hat.
Die nächsten Stunden ging es bergauf. Nach einer halben Ewigkeit hat dann auch Basti endlich die tausenden Kakteen entdeckt, die die ganze Landschaft zu einer Winnetou-Kulisse machten und erfreute sich ab da an jeder einzelnen. Man kann gar nicht so viel dazu sagen, außer, dass die Landschaft phänomenal, die Fahrt sehr reibungslos verlief und Jenni ordentlich Stoff gegeben hat. Basti und ich haben uns sehr sicher gefühlt, auch wenn es rechts oder links ohne Absperrung mehrere hundert Meter hinabgegangen ist. Ein kleiner Fahrfehler hätte hier schwerwiegende Folgen. Da es aber keinen Gegenverkehr gab, war das Risiko schonmal sehr viel geringer.
In wenigen Stunden haben wir dadurch ordentlich Höhenmeter gemacht und sind fast unserem Gruppen-„Chef“, Friedrich, davongefahren. Craig, der Fotograf, hat dann noch dafür gesorgt, dass wir einen der schönsten Sonnenuntergänge überhaupt sehen durften. Basti und Jenni mussten für die „Hero-Shots“, wie er sie nennt, posen und unseren Wagen zur Verfügung stellen. Ich ließ mir das natürlich nicht entgehen, auch wenn ich diese dort entstandenen Bilder nicht posten werde, da sie von Craig inszeniert wurden und exklusiv an Magazine und Zeitschriften weitergegeben werden. Es fühlt sich gerade so komisch an, nicht mehr über die Fahrt durch die Anden zu schreiben, man kann es aber gar nicht beschreiben, dabei helfen mir aber mit Sicherheit die Fotos.
Als wir, mal wieder, als absolute Nachzügler dann im Camp ankamen, waren alle anderen schon da. Das Camp ist diesmal ein überdachter Platz, den uns die Ortschaft hier netterweise zur Verfügung gestellt hat. Doch nicht nur das: wir wurden von den Schülern der Schule mit Musik, Tanz und Essen empfangen. Das galt als kleines Dankeschön für die Renovierung, die das Land Rover Experience Team im Vorfeld durchgeführt hat. Dies galt wiederum als Dankeschön für unsere Beherbergung. Eine sehr nette und wichtige Sache wie ich finde, um dem Land auch etwas zurückzugeben, für all die schönen Dinge die es uns bietet und einen Kulturaustausch herzustellen.
So, das wars für heute. Fast alle schlafen, meine Augen fallen schon wieder zu und auch ich gehe gleich in mein Zelt. Danke nochmal an Marcel und Judith, die es für mich aufgebaut haben, während ich noch unterwegs war – dafür hätte ich jetzt echt keinen Nerv mehr.
Bis morgen,
euer Jonas.
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